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Böhme-Zeitung vom 16.08.2017

“Legen Sie den Finger in die Wunde”

Staatssekretärin Ingrid Fischbach spricht über das Pflegestärkungsgesetz

Neuenkirchen. Kathrin Rösel sah das Pflegestärkungsgesetz als besonders wichtiges Thema für den ländlichen Raum. Hier bestünden Engpässe. Pflegedienste hätten besondere Probleme, geeignete Fachkräfte zu finden. Zwar sei das Schulgeld für die Ausbildung der Pflegekräfte weggefallen, doch es dauere, bis sich dies auswirke. „Wir sind auf dem Weg“, machte die CDU-Bundestagsabgeordnete den Zuhörern im gut besetzten Schröers-Hof Mut.
Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesgesundheitsministerium Ingrid Fischbach bat am Ende der Veranstaltung auch um Geduld. Damit die gesetzlichen Besserungen in der Pflege flächendeckend greifen könnten, müssten noch verschiedene Voraussetzungen geschaffen werden. „Höhere Beiträge, mehr Leistungen“, betonte sie den damit verbundenen Grundsatz. In kleinen Schritten würden Verbesserungen endlich greifen. Diese bestehen in der größeren Flexibilität der Unterstützungsmöglichkeiten für die betroffenen Familien und Patienten. Die Lasten der pflegenden Familienangehörigen sollen gemindert werden.
Grundsätzlich sei die Pflege zu Hause besser als eine stationäre Unterbringung, stellte die Staatssekretärin fest. Doch die Familien bräuchten auch mal ihre Auszeit, Gelegenheit sich zu erholen. Auf der anderen Seite könne bei guter stationärer Pflege mancher Patient wieder fitter gemacht werden. Pflegeheime und die betreuenden Familien sollen sich als Team verstehen, nicht als Konkurrenten.
Dies gilt auch bei der Entlastungspflege. Mit den neuen Pflegestufen wurde ein Paradigmenwechsel eingeleitet, führte Fischbach aus. Statt was der Mensch nicht mehr kann, wird nun geprüft, was der Patient noch kann und was er dafür braucht, dies noch möglichst lange zu können. Dies wird bei der Beratung zur häuslichen Pflege festgestellt. Diejenigen Leistungen, die nicht durch die Angehörigen erbracht werden können, werden durch Pflegekräfte übernommen. Seit der Entbürokratisierung – jede einzelne Tätigkeit muss nicht mehr dokumentiert werden – haben die Pflegekräfte mehr Zeit für den Patienten. „Dafür werden sie auch bezahlt“, so Fischbach. Es werde auf Fachkompetenz gesetzt, auf Vertrauen statt Misstrauen und auf Anerkennung und Respekt für die Beschäftigten. Versuche der Kostenträger, die frei gewordene Zeit für zusätzliche Patienten zu nutzen oder weniger Personal zu beschäftigen, würden unterbunden.
Die Pflegereform könne nach Ansicht aller jedoch nur zum Erfolg werden, wenn ausreichend Personal gefunden wird, betonten Fischbach und Rösel. Dazu gehöre eine angemessene Bezahlung. „Das ist Ländersache“, stellten die beiden Vortragenden fest. Zwischen den Ländern liege der Unterschied in der Bezahlung zwischen 800 und 1000 Euro im Monat. „Legen Sie den Finger in die Wunde“, forderte Fischbach. Denn Niedersachsen sei in dem Bereich Schlusslicht. Dabei bestehe in der Pflege der größte Bedarf an Arbeitskräften. Die Pflege werde zum Wachstumsmotor der Wirtschaft, meinten Rösel und Fischbach. hh


Die Parlamentarische Staatssekretärin Ingrid Fischbach aus dem Gesundheitsministerium und CDU-Bundestagsabgeordnete Kathrin Rösel informieren über das Pflegestärkungsgesetz.

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