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Zevener Zeitung vom 8.Mai 2010

Experten geben viele Tipps

Senioren-Union diskutiert in Brauel über die Gesundheitsreform und ihre Folgen
Jede Menge fragen

BRAUEL. Das Wort „Gesundheitsreform“ mag in Deutschland  wohl kaum noch jemand hören. Seit Jahrzehnten wird am deutschen Gesundheitssystem herumgedoktert, ohne dass die massiven Probleme auch nur annähernd gelöst werden.

Gesundheit wird meist teurer und vor allem immer unübersichtlicher – kaum ein      Versicherer kennt sich in diesem Sektor aus. Die Senioren-Union der CDU hat nun mit einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung versucht, Licht in Dunkel zu bringen.

Hans-Jürgen Sterna von der DAK und Mario Falk von der Hanse-Merkur haben Hintergründe erläutert, Vor- und Nachteile für die Versicherten aufgezeigt und sich einer   regen Diskussion gestellt. Sterna, Leiter der Versorgungsregion Rotenburg und Ver-  sicherungsberater bei der Deutschen Rentenversicherung, machte die Auswirkungen des zum 1. Januar 2009 eingeführten Gesundheitsfonds und des Wettbewerbsförderungsgesetzes deutlich.

Zum einen biete jede Krankenkasse einen gesetzlichen Leistungsrahmen an, in dem 95 Prozent aller Leistungen gesetzlich geregelt sind. Zudem habe der Gesetzgeber seitdem die Beitragsautonomie; die Beiträge der gesetzlich Versicherten werden also nicht mehr von den Krankenkassen festgesetzt, sondern vom Gesetzgeber. Der einheitliche Satz von 14,9 Prozent müsse von den Kassen noch am selben Tag an einen Fonds weitergeleitet werden, von dem die Kassen wiederum einen bestimmten Beitrag pro versichertem zurückgebekommen. Dieser liegt bei 1895,6373 Euro. Zuzüglich beziehungsweise abzüglich Zu- und Abschläge je nach Alter und Gesundheitszustand der Versicherten.

Bei einem gesunden 65-jährigen Rentner liege dieser Betrag bei 145 Euro im Monat. „Und das ist unabhängig davon, wie viel die Versicherten einzahlen“, so Sterna. Und da gleichzeitig die Ausgaben in der gestzlich3en Krankenversicherung um im Schnitt 6,4 Prozent stiegen, kamen einige Kasse mit den Geldern nicht aus und mussten laut Wettbewerbsförderungsgesetz einen Zusatzbeitrag erheben.

„Wettbewerb der Krankenkassen ist vom Gesetzgeber gewollt.“ - Hans-Jürgen Sterna –

„Das ist vom Gesetzgeber so gewollt“, betonte Sterna. Und noch etwas habe die Gesundheitsreform bewirkt: Aus den 289 verschiedenen  Krankenkassen im Jahr 2009 sind ein Jahr später nach Fusionen und Zusammenschlüssen nur noch rund 160 geworden. Doch wie wird es im Gesundheitswesen weitergehen? Begriffe wie Kopfpauschale, Deckelung des Arbeitgeberbeitrages, Kapitaldeckelung in der Pflegeversicherung machen die Runde. „Ich weiß es nicht“, sagt der Vertreter der Krankenkasse achselzuckend.

Und auch die Versicherten sind unsicher, fragen sich, was noch alles auf sie zukommt. Einen Zahn konnten die beiden Experten gleich ziehen: Wer älter ist als 55 Jahre, kann nicht mehr von der privaten Krankenversicherung in die gesetzliche wechseln, umgekehrt funktioniere es allerdings  auch nicht, respektive nur zu Rentenbeginn, betonte Mario Falk. Wer allerdings gesetzlich versichert ist, kann durchaus innerhalb  der gesetzlichen Krankenkassen wechseln, selbst wenn eine chronische Erkrankung vorliegen sollte. Die Krankenkassen dürfen niemanden ablehnen. „Allerdings sollte man genau darauf achten, was die neue Versicherung bietet“, rät Sterna. Wie nah das Thema an den Menschen dran ist, zeigte auch die engagierte Diskussion im Plenum. Einige wünschen sich eine Auflistung mit allen von Ärzten und Krankrenhäusern erbrachten Leistungen zur Kontrolle durch die Versicherten, andere interessierte vor allem der Zuschuss für eine Zahnbehandlung, oder was eigentlich mit den 10 Euro Praxisgebühr passiere. Viele Fragen, auf die es an diesem Nachmittag ebenso viele Antworten gab. (fh)

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